Mittwoch, 12. Januar 2011

Gabriele Vierzig-Rostek: Die fünf Scheidungen in einer gesunden Ehe


Von der Ehe

Ihr wurdet zusammen geboren,
und ihr werdet auf immer zusammen sein.
Ihr werdet zusammen sein, wenn die weißen Flügel des Todes eure Tage scheiden.
Ja, ihr werdet selbst im stummen Gedenken Gottes zusammen sein.

Aber laßt Raum zwischen Euch.
Und laßt die Winde des Himmels zwischen Euch tanzen.
Liebt einander, aber macht die Liebe nicht zur Fessel;
laßt sie eher ein wogendes Meer zwischen den Ufern eurer Seelen sein.

Füllt einander den Becher, aber trinkt nicht aus einem Becher.
Gebt einander von eurem Brot, aber eßt nicht vom selben Laib.
Singt und tanzt zusammen und seid fröhlich, aber laßt jeden von Euch allein sein,
so wie die Saiten einer Laute allein sind und doch von derselben Musik erzittern.
Gebt eure Herzen, aber nicht in des anderen Obhut.

Denn nur die Hand des Lebens kann Eure Herzen umfassen.
Und steht zusammen, doch nicht zu nah:
Denn die Säulen des Tempels stehen für sich,
und die Eiche und die Zypresse wachsen nicht im Schatten der anderen.

Khalil Gibran

Die fünf Scheidungen in einer gesunden Ehe
Was suchen wir in unseren Beziehungen?

Meistens sind wir uns darüber nicht bewußt im Klaren, daß alle Beziehungen nach einem Muster verlaufen. Dieses Muster könnte man mit der Aussage definieren

GIB MIR, WAS ICH ALS KIND NICHT BEKOMMEN HABE

Hier wird nun klar, warum es zu Schwierigkeiten kommen muß, denn der Partner ist ja mit dem gleichen Ziel unterwegs, und meist ist es etwas anderes, was er/sie nicht bekommen hat.

Dabei sollte das Motiv ja sein, wir tun uns zusammen um uns zu lieben und zu ehren und uns gegenseitig in unserer Entwicklung zu stützen, damit jeder von uns sein Selbst optimal entfalten kann.

Beziehungsschwierigkeiten weisen auf Selbstlosigkeit hin, denn solange ich kein Selbst habe, kann ich keine gesunde Beziehung haben. Also bringt es auch nichts, wenn ich mich für den anderen aufopfere, denn dann entwickle ich mich nicht und er/sie kann mich nicht achten, lieben und ehren.

1.Stufe, Symbiose
ca. das erste Jahr der Beziehung

In der ersten Verliebtheit möchten wir ständig mit dem Partner zusammen sein. Zärtlichkeit und Sexualität, Erotik sind die tragenden Säulen dieser Zeit. Kontakt nach außen wird nur wenig gesucht, man genügt sich und ist damit beschäftigt, die eigenen Ideale von Mann und Frau jeweils auf sein Gegenüber zu projizieren. Diese Phase entspricht der Symbiotischen Phase des Kleinkindes, das in engem Kontakt mit der Mutter leben möchte, gestillt(genährt) und gepflegt werden möchte. Hier entwickelt sich das Urvertrauen, im ersten Lebensjahr. Störungen in dieser Phase führen also im Erwachsenenalter zu Eifersucht und Klammerversuchen, die das Ende der Beziehung schnell herbeiführen, „ich habe einfach kein Glück in der Liebe“, mögen diejenigen dann immer wieder sagen, denen es an Urvertrauen mangelt.

2.Stufe, Gewohnheitsphase, “Gemütlichkeitsphase“
ca. 2.- 4.Jahr

Wenn die reine Verliebtheit in eine gewisse Gewohnheit und Bequemlichkeit übergeht, und die Partner langsam wieder erkennen, was um sie herum in der Welt passiert, werden plötzlich die Gewohnheiten der Partner deutlich und man lernt im positiven Fall, diese zu respektieren. Jeder sollte bereit sein, ein Stück Verantwortung zu tragen und sich ein Stück weit anzupassen, Akzeptanz der Andersartigkeit des anderen, führt zu Wärme in der Beziehung, in die jeder einzelne seinen Beitrag einbringt. Diese Phase entspricht der 1. Lernphase in der Kindheit, wenn das Kind im den ersten 2-3 Lebensjahren begreift, das da auch noch andere Menschen existieren, die Rechte (auf Zuwendung) haben.

Störungen in dieser Phase treten auf, wenn man die eigenen unerfüllten Wünsche von damals auf den Partner projiziert, von ihm einfordert, was man als Kind von der Mutter nicht bekam. Spätestens hier beginnen die meisten Mißverständnisse. Rollenverteilungen in der Beziehung verhindern wahre Berührung. Da ist der Satz nicht weit „Du bist an allem Schuld“ und die Entfremdung kann beginnen.

Es kann aber auch die erste Stufe der Symbiose in dieser Stufe enthalten sein.

3. Stufe, Freundschaftsphase, Liebe aus Freundschaft
4.- 12.Jahr(entspricht der Vorpubertät, 4.-12.Lebensjahr)

Freundschaft ist ebenfalls ein elementares Bedürfnis des Menschen. Man möchte jemanden neben sich wissen, nicht nur jemand mit dem man Tisch und Bett teilt, sondern man möchte auch gemeinsam spielen, lachen, kulturelle Ereignisse besuchen, in Urlaub fahren etc. Aus einer solchen Beziehung kann eine Gemeinschaft wachsen, in der wir gemeinsame Interessen und Ziele formulieren und verfolgen. (Ehe, Kinder, Haus, Geschäft, Aufbau des gemeinsamen Status). Wenn in eine solche Beziehung die erste Stufe mit hineinspielt, kann es zur Hochzeit zwischen Freunden kommen. Dies ist eine gute Basis, wenn jeder sich selbst bleiben kann/darf, sich selbst weiter entwickeln kann /darf. Die Sexualität spielt keine übergeordnete Rolle (mehr), der gegenseitige Respekt ist wichtiger. Rollenzuteilungen werden unwichtiger, Grenzen werden weicher, man respektiert die Wunden Punkte des anderen und hilft sich gegenseitig in schweren Zeiten. Im günstigen Verlauf schließt diese Phase die vorhergehenden mit ein, die Beziehung wird tiefer, erfüllter, auf einer anderen Ebene. Es kann auch sein, das die anderen Phasen zurücktreten und trotzdem tiefe Verbundenheit besteht.

Störungen entstehen hier, wenn es an Kommunikation mangelt. Es ist immens wichtig, das beide Partner sich immer mitteilen und austauschen können, daß sie notfalls daran arbeiten, immer über alles zu sprechen, was sie berührt. Ohne Kommunikation bleibt nur eine leere Hülle übrig, die sehr schnell platzen kann. Beispiele gibt es genug...

4.Stufe, Dekanphase, neuer Individuationsschub
(entspricht Pubertät bis Spätpubertät, etwa 12.-18. Jahr)

Wenn wir gemeinsam die Stufen Freundschaft, Gemeinsamkeit und Kommunikation erfahren haben, sind wir bereit, eine neue Richtung einzuschlagen.

Jeder Partner möchte sich nun wieder selbst weiterentwickeln. Es wird wieder wichtig, selbst zu zeigen, was man ist, was man kann, eine neue Ära der persönlichen Individuation bricht an. Die Liebe in dieser Phase versteht sich als Erklärung der Unabhängigkeit der einzelnen und gleichzeitig gegenseitigen Unterstützung bei jeweilig neuen Zielen. Es geht nicht mehr so um die gemeinsamen Ziele, sondern um die individuellen.

Krisen entstehen hier, wenn einer der Partner sich dagegen sperrt, die Ideen des Partners als feindlich und als persönliche Ablehnung empfindet. Hier heißt es gerne verächtlich, der oder die „will sich verwirklichen“, was oft zu Entfremdung und Trennung führt, wenn die Unterstützung verweigert wird.

Auf dieser Stufe versteht sich Partnerschaft als
„die Wahl zweier unabhängiger Persönlichkeiten, gewisse Teile ihres Lebens gemeinsam zu gestalten und zu schöpfen“.

Naturgemäß fordert diese Entwicklung innere Stärke und Kompromißbereitschaft von beiden Partnern und vor allen Dingen tiefes Verständnis. Ohne die vorangegangenen Stufen ist diese Phase nicht denkbar und sie sind in dieser ja auch enthalten. Die Liebe bleibt der wichtigste Faktor.

Nun erst, wenn alle diese Hürden erfolgreich genommen sind, kann sich die

5. Stufe AGAPE, Bedingungslose Liebe und Freiheit, entwickeln.
(sie entspricht dem Erwachsenwerden)

Gemeinsamkeit und Unabhängigkeit, beides ist möglich. Liebe erleben als Abhängigkeit UND Unabhängigkeit. Es wird bewußt, das beides seinen Stellenwert haben kann und zu inniger Gemeinsamkeit führt, die tiefer ist als die vorhergegangenen Phasen. Jetzt ist innige Kommunion möglich, also mehr als Austausch von Gedanken und Gefühlen, ein tiefes Verstehen und Erkennen der beiden Seelen, Selbst sein und gleichzeitig mit dem anderen verbunden sein.

Diese Erfahrung führt zu mehr Freiheit und Verantwortung und zu dem Wunsch, anderen helfen zu wollen. Dies ist geistige Weiterentwicklung.

Ein solches Paar zieht andere an, die Liebe strahlt auf die anderen aus, eine universelle Liebe, die auf die anderen übergeht, die alles mit allem verbindet.

Man mag in der ersten, symbiotischen Verliebtheit manchmal ein Anklingen dieses Zustandes spüren, aber da ist alles noch so viel oberflächlicher.

Trotzdem, auch in dieser Stufe ist es wichtig, daß man seine Sehnsucht nach innerer Verbundenheit und spirituellem Verschmelzen auf das HÖHERE SELBST richtet, und nicht auf den Partner, denn dann würde man wieder in der ersten Stufe landen, mit all ihren Tücken und Täuschungen.

Wir haben nun die fünf Stufen kennengelernt und sehen also: wenn wir in unseren Partnerschaften scheitern, auf welcher Ebene dies geschieht.

Was aber lernen wir daraus? Wie können wir mit dem Partner glücklich werden?

Die wichtigste und grundlegendste Erkenntnis ist folgende: Ich muß in mir selbst einen Partner haben, mit dem ich gut und liebevoll umgehe. Wenn ich nicht nett zu mir bin, werden andere es auch nicht sein! Wenn ich mich nicht selbst wichtig nehme, wie können es die anderen tun? Wenn ich mich nicht selbst liebe, wird mich auch niemand anderer lieben.

Wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir bei uns selbst beginnen. Die Regel Nummer eins lautet:

Die wichtigste Partnerschaft in meinem Leben ist die mit mir selbst! Niemals dürfen wir bei anderen suchen, was wir bei uns selbst vermissen.

Um herauszufinden, wo ich selbst stehe, muß ich die ehrliche Frage stellen: Was brauche ich vom anderen. Notfalls eine Liste aufstellen. Es ist erstaunlich, was da herauskommt, wenn man wirklich ehrlich zu sich selbst ist!

Häufig hat man unerfüllte Erwartungen aus der Kindheit, die lassen sich so aufdecken und integrieren.

Männer und Frauen heiraten ihre Mutter, damit sie endlich bekommen, was sie als Kind nicht bekamen, (mit allen Folgen, die man in der Tagespresse verfolgen kann)...

Aber, je mehr Erwartungen ich habe, desto enger ist mein Gefängnis!

Es ist gut, eine Liste aufzustellen: Was kann ich mir selbst geben, worauf muß ich verzichten. Ehrlich sein! Die schlimmste Lüge ist die, mir selbst gegenüber! Alles auf der Liste muß klar formuliert sein. Und dann muß ich bereit sein, die Verantwortung für mich und meine Gefühle zu übernehmen und die Entscheidung treffen, ob ich bereit bin, für meine Erwartungen zu bezahlen. Das ist manchmal mit Geld möglich aber meist braucht es anderes, wie Arbeit, Zuwendung, Helfen, Trainieren etc. Der neue Leitsatz sollte lauten:

"GIB, WAS DU NICHT BEKOMMEN HAST!"

Diejenigen unter uns, die sich mit spirituellen Themen befaßt haben, wissen um die Existenz des HÖHEREN SELBST, welches uns mit dem höheren Unbewußten und damit mit Gott verbindet, wir alle sind ein Teil dieses Schöpfers. Bei allen Naturvölkern ist dies ein fester Bestandteil des Lebens. Wenn ich also den Kontakt zu meinem HÖHEREN SELBST suche, werde ich dort die Antworten bekommen, die ich brauche, (auch wenn das nicht immer die Antworten sind, die ich erwarte...).

Mein HÖHERES SELBST gibt mir die Fähigkeit, loszulassen, was ich nicht brauche und auch, zu bekommen, was ich brauche.

Wahrer Reichtum bedeutet nicht die Masse, die jemand besitzt, sondern das was er nicht braucht!

Die Verstrickungen zwischen zwei Personen können nur gelöst werden, wenn einer losläßt, Haß, Abhängigkeitsgefühle, Affenliebe, Eifersucht etc.

Wenn wir erst das Muster für unsere Handlungen in der Hand haben, können wir es durch ein anderes Muster ersetzen und damit entfällt es und stört uns nicht mehr. So können wir uns weiterentwickeln, jeder für sich.

Eifersucht zum Beispiel holt die Selbsteinschätzung hervor, nämlich die Frage: „Wer bin ich, bin ich etwas wert?“ Wenn ich Selbstwert habe, brauche ich keine Eifersucht!

Ich muß an meinem Selbst arbeiten! Ich muß Ideen haben von meinem Weg, den ich gehen soll/will. Es ist sehr wichtig, immer im Hier und Jetzt zu leben und nicht immer, wie die meisten Menschen, die sich nicht selbstbewußt um sich selbst kümmern, in der Vergangenheit hängen bleiben, wo alles angeblich besser war. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit sollen uns im Jetzt weiterbringen, damit wir unsere Zukunft selber gestalten, schöpferisch sein können.

Dabei sollen Stolpersteine zu Treppenstufen werden, nur wenn Hindernisse auftauchen, haben wir wirklich das Motiv, an uns zu arbeiten.

Und die Entwicklung zu Höherem, zum Ausdruck unseres göttlichen Selbst ist unser Lebenszweck, unsere Aufgabe, in jedem Leben erneut.

Um unsere Partner besser zu verstehen, hilft uns auf alle Fälle die astrologische Psychologie, nirgends gewinnen wir eine so tiefe Einsicht in unser Inneres und das unserer Partner. Außerdem ist es noch nützlich, die Identifikation der Sprache einzubeziehen:

Frauen suchen über die Sprache Intimität, Austausch und Verbindung, es ist eine Gefühlssprache.

Männer wollen mit der Sprache ihre eigene Unabhängigkeit bewahren und höher sein (als die Frauen, geht bis ins alte Testament zurück, das von Männern geschrieben und so verstanden wurde, Gott hat es nicht so gemeint), es ist eine Kopfsprache. Mißverständnisse sind da vorprogrammiert.

Aber alle diese Erfahrungen sind erst wirklich wirksam, wenn jeder einzelne von uns sie gemacht hat und erkennt, so ist es wahr, so stimmt es für mich, nicht weil eine Frau Vierzig-Rostek es gesagt hat oder wir es irgendwo gelesen haben, sondern wenn wir es in uns spüren, dies ist so, es ist wahr, so ist Wahrheit.

Denn in uns ist ein Lichtfunke, der unser eigentliches Selbst ist.
Wir selber haben es in der Hand, was auf uns zukommt.

Literaturverzeichnis:

- "Die fünf Scheidungen einer glücklichen Partnerschaft“ von Harold Straughn
- alle Bücher von Louise und Bruno Huber zur astrologischen Psychologie API
- OECOVITA-TEAM-Seminar Arbeitsbrief und Buch von Christa und Hardy Burbaum
- alle Bücher von Roberto Assagioli über Psychosynthese und viele mehr auf Anfrage


Bruno Huber "Liebe und Partnerschaft im Horoskop", API-Verlag, ISBN 3 85523 901 0

Dies ist kein Lehrbuch für astrologische Liebeskunst, sondern eine Deutungsmethode zum Verständnis der individuellen Liebesnatur aus dem Horoskop.
Vom ganzheitlichen Verständnis der individuellen Liebesnatur ausgehend, werden die für eine Partnerbeziehung förderlichen, notwendigen und hinderlichen Faktoren im Horoskop beschrieben. Diese erweiterte Auflage enthält im Anhang die Beschreibung von „Klick-Horoskopen“ anhand eines Fallbeispiels. Diese ermöglichen die klare Unterscheidung von drei Ebenen, auf de-nen bewusste und unbewusste  Abhängigkeiten in einer Beziehung ablaufen und karmische Wurzeln aufdecken.

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